Wein wurde von Menschen seit Tausenden von Jahren überall angepflanzt, wo er eine Chance hatte zu gedeihen. Die Römer z.B. hatten sich bei der Ausbreitung des Weines sehr verdient gemacht. Selbst wir haben einen kleinen Weinberg auf 610 Meter ü.N.N. in einem Gebiet angelegt, wo man nie dachte, das dort ein Wein zu einem guten Tropfen wird. Es ist das Skigebiet von Schwäbisch Gmünd in Degenfeld. An den Nordhängen sind die Skischanzen und an einem Südhang unser Weinberg. Bei der letzten Verkostung war die Überraschung groß, welch hervorragenden Wein es ergab. Allerdings ist der Wein nur zum Privatgebrauch bestimmt, was nicht bedeutet, dass in unserem Laden nicht hie und da auch ein Schluck probiert werden darf. Unser Faible für den Weinbau liegt bei den kleinen Produzenten. Aus diesem Grunde haben wir einige Weine im Sortiment, die von kleinen aber tüchtigen Winzern stammen. An dieser Stelle möchte ich Ihnen erzählen, wie ich vor Jahren auf einen dieser Winzer stieß. Am südlichsten Ende des Monferrato, unweit von Acqui Terme, liegt die kleine Ortschaft Spigno Monferrato. Aus touristischer Sicht ist das Städtchen unbedeutend. |
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Also zog ich meine Wanderschuhe an, nahm einen Rucksack gefüllt mit dem Nötigsten und zog los. Man muß wissen, dass bei Spigno der Weinbau kaum mehr spürbar ist und deshalb von Eichenwälder dominiert wird. Also war ich sehr erstaunt, als ich aus dem Wald trat und plötzlich in einem Weinberg stand. Der Weinberg machte einen sehr gepflegten Eindruck, und ich entschloss mich den Besitzer kennen zu lernen. Also begegnete ich Celestino D. Celestino ist ein lustiger Winzer mit 95 Jahren. In seinem kleinen Weingut produziert er gerade mal 4000 Liter Wein im Jahr. Neben Barbera und Dolcetto ist der Neretto (ein leichter Rotwein, dem Dolcetto ähnlich), sein Favorit. Vor 70 Jahren kaufte er sich mit erst 25 Jahren dieses Stück Land. Während der Boden des Monferrato den grauen Tuffo aufweist, trifft man bei Celestinos Weingut erstaunlicherweise auf rote Tonerde.Celestino erklärt, dass genau dieser Umstand ihn dazu bewogen hat, dieses Fleckchen Erde zu kaufen, um darauf Wein zu kultivieren. Seit dann vor Jahren auch noch direkt neben seinem Gut ein kleiner Staudamm errichtet wurde, hat sich das Kleinklima, bedingt durch den Stausee, sehr zum Vorteil des Weines verändert. Trotz seiner 95 Jahre, bearbeitet er wie vom ersten Tag an seine Weinstöcke. Natürlich hilft ihm sein Sohn dabei, der ist allerdings auch schon 60 Jahre alt. Auf die Frage, wie er es geschafft hatte, mit 95 noch so rüstig zu bleiben, hob er sein Glas Wein und antwortete: "Anständiges Essen, jeden Tag diesen Wein dazu und", dabei deutete er verschmitz grinsend auf seine Frau (91), "il Amore!" |